Vor zwei Wochen veröffentlichte der Bundesverband des deutschen Versandhandels eine Pressemitteilung mit dem Titel bvh-Ausblick auf 2013 – Entwicklungen und Trends im interaktivem Handel. Darin wurden die aus bvh Sicht wichtigen Elemente des Onlinehandels für 2013 ausgemacht und diese auch bewertet. Die einzelnen Punkte sind Multichannel, Mobile sowie neuen Formen von Print-Werbung und Cross-Channel-Effekten in den sozialen Medien. Die oben genannten Punkte sind zweifelsohne wichtige Punkte im Onlinehandel – obschon sie nicht neu sind. Ergo fragt man sich auf den ersten Blick, warum es dem bvh ausgerechnet diese Punkte wert sind den Kern des Ausblicks 2013 im Onlinehandelbereich auszumachen. Bei genauerer Beobachtung jedoch sind das durchaus einige Themen, die es 2013 anzugehen gilt. Doch schauen wir zunächst mal auf die einzelnen Punkte.

Multichannel – Kunden wollen Auswahl Die Multichannel-Thematik existiert genauso lange wie der Onlinehandel. Dabei ist oftmals der Weg von brick-and-mortar zu Webshop gewesen, wobei Offline-Prozesse einfach übertragen wurden. Das ist einer der Gründe, warum viele B&M-Geschäfte an diesem Punkt scheitern. Dies ist in der Regel auf komplizierte interne Prozesse zurück zu führen, die sich schlecht auf das Online-Geschäft übertragen lassen. Dies beginnt bei der Wahl der Werbemaßnahmen, die im Online-Geschäft nicht funktionieren, und endet bei der Abwicklung von Online-Geschäften im realen Store. Der Trend an sich ist demnach kein Trend sondern ein Grundbedürfnis der Kunden, was von den großen Unternehmen bislang nicht zufriedenstellend erfüllt wurde. Die tatsächlichen Trends sind zum einen in der weiterhin zunehmenden Anzahl von Unternehmen des stationären Handels zu erkennen, die nun mit Nachdruck auf den Markt drängen, und zum anderen in Multichannel in beide Richtungen: Viele Onlineshops drängen in den stationären Handel. Das stellt die Betreiber vor großen Herausforderungen.

Mobil-Devices – Wachsende Bedeutung als universelle Schnittstelle Mobile Commerce ist seit geraumer Zeit ein Boom-Thema. Jedoch ist es dank einer Vielzahl an Änderungen am Markt (Hohe Nutzerzahl von Smartphones / Tablets, neuere „Enabler“-Technologien wie HTML5 / CSS3) nun stärker im Vordergrund. Als Betreiberfirma spürt man dies, durch die Zunahme an Nutzern die via mobile phone das Angebot entdecken. Hier muss man sich mit Hilfe von Responsive Design und angepasster Darstellung der Vertriebskanäle einstellen. Dabei muss man beachten: Viele Standard-Vertriebsmittel des Internets funktionieren auf mobilen Devices unzureichend (Bspl: Mehrseitige Kasse – bevorzugt: One-Click-Shopping für Bestandskunden; oder „Einfacher Login“). Man glaubt gar nicht bei wie vielen QR-Codes man auf eine Seite kommt, die für mobile Endgeräte gar nicht optimiert ist!

Print – Crossmediales Marketing als Schnittstelle zwischen On- und Offline Leider werden auch die versprochenen Neuerungen nicht über die tatsächlichen Probleme der Print-Branche hinwegtäuschen. Die klassischen Werbemittel hielten in den letzten Jahren rückläufige Conversion-Raten, ein Trend der auch durch die Einführung neuer Werbemittel nicht gestoppt wird. Die Erlösung der Print-Industrie wird in der geschickten Kombination aus klassischen Print- und Online-Angeboten liegen (Bspl: Zeitungsabo 30 Euro, Online-Abo: 25 Euro, Beides: 35 Euro).

Social Media – Konzentration auf Cross-Channel-Effekte Social-Media Kanäle bieten als Werbeplattform auch weiterhin interessante Möglichkeiten, die sich gut von Unternehmen nutzen lassen. Die Ergebnisse sind jedoch nicht als Wundermittel zu betrachten und helfen auch nicht über eine stimmige kombinierte PR- & Marketingstrategie hinweg. Zudem sind die Erfolgschancen von Applikationen auf sozialen Netzwerken rückläufig – dies ist unter anderem auch beim einstigen Platzhirschen Zynga zu erkennen der zuletzt nur Verluste einfuhr. Dies bedeutet für Unternehmen: Ein vereinfachter Zugriff auf eine breite Kundenmasse ist über soziale Netzwerke zwar gegeben, dass alleine schafft aber noch keine Erfolge. Zudem ist der Ausblick jener, Soziale Netzwerke nicht nur als Werbeplattformen zu sehen. Im internationalen Vergleich hinken deutsche Unternehmen da hinterher. Der Mehrwert für das Unternehmen und die dadurch resultierende Kundenbindung entsteht durch die Kommunikation mit seinen Kunden. Auch ist es nicht erforderlich in möglichst vielen Netzwerken aktiv zu sein, aber die, die man nutzt, sollten stets gepflegt und aktuell sein.

Die Punkte sind alle nicht neu, aber schaut man sich den Grad der Umsetzung in deutschen Unternehmen an, erscheint es sinnvoll, dass der bvh diese Punkte als Ausblick gegeben hat. Es sind keine zukunftsweisenden Veränderungen, es ist nicht visionär, aber es ist verdammt nochmal notwendig, dass wir zwei Jahre Rücksprung aufholen, damit 2014 nicht die gleichen Punkte den Ausblick ausmachen.